Blogparade: Liebe im digitalen Zeitalter

Letzter Aufruf Blogparade. Heute geht die schon verlängerte Blogparade zum Thema “Liebe im digitalen Zeitalter” von parship zu Ende – und als ich das vor einigen Wochen bei Daniel Rehn entdeckt (eher sehr distanziert und allgemeiner geschrieben, aber nicht minder lesenswert!), da hatte ich mir das fest vorgenommen, etwas dazu aus meinem persönlichen Blickwinkel zu schreiben. Leider wieder mal auf dem letzten Drücker, doch das Privatleben fordert seinen Tribut. Dazu später mehr.

Wie alles begann…

Bei Ananasdating.de habe ich ja schon im März darüber geschrieben, wie eine moderne Beziehung digital beginnen kann. Daran möchte ich anknüpfen, denn im März begann so oder so ähnlich meine eigene Beziehung. Meinen Freund kannte ich zwar schon seit knapp zwei Jahren von der re:publica, als wir einander vorgestellt worden und bei einem Abendessen mit gemeinsamen Bekannten uns unterhielten. Doch gefunkt hat es erst auf einem BarCamp im März. Da wir ca. 350 km auseinander wohnen, blieb uns über das BarCamp hinaus erstmal nur die Kommunikation über die Distanz – und das vor allem online. Da wir beide uns erst einmal annäherten und uns Telefonieren ein Graus ist, das für uns geeignetste Mittel. So kam es wie im März beschriebenen Artikel, dass wir erst auf Twitter DMs schrieben, dann uns gegenseitig auch so ein wenig beleuchteten, auf Skype schrieben, ziemlich schnell kam dann auch die Videofunktion hinzu. Bald war uns klar, wir wollen uns wiedersehen und dann kam eins zum anderen und seitdem sind wir ein eingeschworenes Team, dass sich über jede kleine Nachricht diebisch freut. Dass, was andere mit ihrem Partner zu Hause erzählen oder per Telefon oder SMS absprechen, erledigen wir halt via Twitter, E-Mail, Skype, Facebook, Evernote, iMessage und Co.

Glücklich

Fernbeziehung adieu!

Nächste Woche ziehen wir nun zusammen – darum bin ich eher am Kisten einpacken als am Schreiben.
Die unzähligen Abende allein zu Hause, auf den anderen in Skype wartend, sind dann aber endgültig vorbei! Auch wenn Skype wirklich sehr hilfreich ist und war, es über längere Zeiträume wie Reisen von mir oder Festivalwochenenden von ihm doch einen gewissen Alltag und Nähe suggerierte, fehlte es oft an einer einfachen Umarmung. Digital kann vieles ersetzen oder abmildern, aber eine Umarmung ersetzt der (hug)-Smiley einfach nicht. Dazu gibt es kein digitales Pendant. Nicht einmal ansatzweise.

Aber was haben wir alles auf Skype angestellt! ;)
Da wurde mir die Wohnung via Skype gezeigt oder wir haben gemeinsam am Wochenende via Skype miteinander gefrühstückt. Generell halfen die digitalen Tools, die Distanz erträglicher zu machen. So las ich abends ein Buch vor, nahm das als Einschlafpodcast auf und schickte die Audiofiles per Mail. Im Gegenzug bekam ich z.B. auf meinen Reisen den neuesten Klatsch und Tratsch aus Deutschland und aus seinem Leben als Audiofiles, da meist das Hotel-WLAN zu schlecht und/oder der Zeitunterschied zu groß war, um vernünftig eine längere Zeit zu Skypen. Dazu wurden unzählige Selfies für den anderen aufgenommen, gerne auch auf Fotopapier ausgedruckt und mit ein paar lieben Zeilen per Post geschickt oder gerahmt geschenkt, wenn man sich an dem einen oder anderen Ort für ein Wochenende traf. Auch gehört es für mich dazu, ein Foto von ihm mit auf Reisen zu nehmen. So dass ich non-digital immer etwas von ihm dabei habe – auch wenn mein Smartphonehintergrund dementsprechend angepasst ist.

Was zwischendurch geschah

Generell ging in den letzten Monaten auch immer wieder sehr viel Snail-Mail zwischen unseren Wohnorten hin und her. Ich bin bekennende Postkartenschreiberin (und liebe es nicht minder, sie zu bekommen), so dass er eine Postkarte von unterwegs erhält und er schreibt mir stets Willkommen-zurück-Post mit von ihm fotografierten Motiven, wenn ich von Reisen wiederkomme. Da schmelzen wir dann beide kurz dahin…

Doch die Wohnungssuche war wohl die große Herausforderung. Da wurden neben den sowieso exisiterenden Evernotenotizen zu den Reiseplänen und Dingen, die wir gemeinsam am Wohnort des anderen erleben wollen, auch eine Liste der entdeckten Wohnungsangebote angelegt. Dann gesellten sich dort noch die Kontaktdaten und Besichtigungstermine hinzu sowie die Links zu den nicht gelisteten YouTube-Videos dieser Besichtigungen. So konnte ich mir die Wohnungen im Nachhinein auch ansehen, 350 km entfernt.

Space is the place (Insider)

Regeln und Zukunft

Trotzdem gibt es auch klar definierte Regeln in unserer “Onlinebeziehung”. Wir versuchen, nicht allzu offensiv und turtelnd in den Timelines unterwegs zu sein, vermeiden extreme Liebesbekundungen, stellen keine Verbindung auf Facebook oder anderen Kanälen her, dass wir “die bessere Hälfte von @…” sind usw. Denn wer kennt das nicht, wenn man gerade mal nicht so glücklich in der eigenen Beziehung ist oder gar unglücklicher Single (es gibt übrigens auch glückliche Singles, die sind weniger schlimm ;) ), dann sind turtelnde Pärchen die Hölle auf Erden – unabhängig ob on- oder offline. Da will man lieber glückliche Pärchen im Park vergiften und wir versuchen darauf einigermaßen Rücksicht zu nehmen. Für Privates gibt es andere Möglichkeiten, von iMessage über DMs auf Twitter bis zur schlichten E-Mail. Für jeden Anlass findet sich das richtige digitale Tool – und da kann die Distanz 5 m oder 5.000 km betragen, denn mit der Onlinekommunikation werden auch wir nicht aufhören, wenn wir ab nächste Woche ein gemeinsames Leben führen werden. Es wird dann vielleicht nur anders.

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